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Hochschultage Berufliche Bildung 2019

Workshop 10 Digitalisierung im Übergangsbereich

Prof. Dr. Dietmar Heisler (Universität Paderborn)
Prof. Dr. Jörg Meier (Hochschule Merseburg)

Immer wieder wurden "neue Medien" in Gesellschaften eingeführt und haben Einfluss auf den Alltag der Menschen und das soziale Miteinander genommen. Auch die aktuellen Veränderungen im Zuge der Digitalisierung erfassen alle Bereiche menschlichen Lebens und insbesondere die Berufs- und Arbeitswelt. Darin liegen Chancen und Risiken. Die größten Risiken werden in der Substitution menschlicher Arbeit gesehen. Es wird angenommen, dass davon in erster Linie Einfacharbeitsplätze und stark standardisierte Produktionsprozesse betroffen sind. Diese Sorgen gingen bereits mit früheren industriellen Automatisierungsprozessen einher: Zunächst richteten sich die Bedenken auf eine Enthumanisierung der Arbeit und später auf den Wegfall menschlicher Arbeitsplätze. Damit ging immer auch Fragen nach der Zukunft menschlicher Arbeit, nach den künftigen Möglichkeiten des Einkommenserwerbs und der sozialen Sicherung einher.

Gerade im Rückblick auf frühere gesellschaftliche und wirtschaftliche Transformationsprozesse wird deutlich, dass mit diesen Veränderungen immer auch ein Wandel der Arbeit einherging: Auf der einen Seite kam es zum Wegfall von Arbeitsplätzen und zur Freisetzung menschlicher Arbeitskraft, andererseits sind neue Arbeitsplätze mit neuen Qualifikationsprofilen und Anforderung entstanden. Hier stellte sich immer auch die Frage nach der Bedeutung von beruflicher Bildung, die eine dauerhafte Integration in Arbeit und Beruf, Einkommenserwerb und soziale Sicherheit gewährleistete. Hier setzten bspw. in den 1970er Jahren die Diskussionen zu Schlüsselqualifikationen (Mertens) und später zur Kompetenzorientierung an. Bildung, Ausbildung, Weiterbildung und Lebensbegleitendes Lernen stell(t)en zunehmend zentrale Voraussetzungen für die Bewältigung dieses Wandels dar.

Diese Veränderungen der Arbeitswelt bleiben für den gelingenden Übergang Jugendlicher in eine Berufsausbildung nicht ohne Folgen. Nach wie vor gibt es junge Menschen, denen dieser Übergang ohne Unterstützung und Begleitung nicht gelingt. Wieder zeigt auch der aktuelle Berufsbildungsbericht deutlich, dass die Zahl unversorgter Jugendlicher unverändert hoch ist. Hier werden viele offene Fragen und Unschärfen im Hinblick auf eine gelingende berufliche Integration von jungen Menschen mit sozialen Benachteiligungen deutlich. Vor allem stellt sich die Frage, ob es durch den Wandel von Arbeit, durch den Anstieg beruflicher Anforderung zur Verschärfung von Benachteiligung und Exklusion kommt. Entstehen hier neue Segmentierungen in der Berufs- und Arbeitswelt? Welche Konsequenzen zeitigt, aber auch: welche Chancen bietet damit Digitalisierung für eine gelingende Integration?

Daraus lassen sich weiter(gehend)e Fragestellungen formulieren, die für diesen Workshop handlungsleitend sein sollen und die sich auf drei (Handlungs-)Ebenen erörtern lassen: der Blick richtet sich auf die Jugendlichen als Adressatinnen und Adressaten der Angebote, die pädagogischen Akteure und auf den Wandel der Förderstruktur:

  • Wie finden junge, sozial benachteiligte Menschen angesichts der Digitalisierung der Arbeitswelt den Einstieg in Arbeit, Ausbildung und Beruf? Welche Bedeutung hat die Digitalisierung für die Berufswahl(kompetenz)?
  • Haben junge benachteiligte Menschen ein zusätzliches und erhebliches Risiko? Findet die soziale Spaltung und Desintegration eine Zuspitzung in der "digitalen Spaltung"? Reproduktion sozialer Ungleichheiten online oder Partizipation und Teilhabe in der Digitalisierung?
  • Welche Konsequenzen haben Substituierbarkeitspotentiale in bestimmten Berufen und Branchen und die sich abzeichnenden grundlegenden Veränderungen des Arbeitsmarkts u. a. hinsichtlich der Berufsstruktur sowie der Qualifikationsanforderungen und von Kompetenzprofilen?
  • Welcher Kompetenzen bedürfen Jugendliche, um in diesen virtuellen und realen "digitalisierten" Welten zukünftig tätig sein zu können? Welche Kompetenzen werden zukünftig für eine Ausbildung benötigt?
  • Welche didaktischen Potenziale besitzt Digitalisierung für die Ausbildung von Jugendlichen, u. a. im Hinblick auf Unterstützung von Lernprozessen und die Erhöhung von Lernmotivation?
  • Welche Relevanz haben die digitalen Medien als Schlüsselqualifikation und als Kulturtechnik im Kontext einer vorberuflichen sowie beruflichen Mediensozialisation?
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