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Hochschultage Berufliche Bildung 2019

Workshop 14 Digitale Welt: Zerfall oder Fortbestand der beruflichen Bildung?

Prof. Dr. Richard Huisinga (GAFB e. V)

Die berufliche Erstausbildung erfolgt in der Bundesrepublik Deutschland überwiegend im System der gleichzeitigen Ausbildung in der Berufsschule und im Betrieb (Duales System). Beim Dualen System handelt es sich um ein öffentlich-rechtlich geordnetes Gefüge vielschichtiger Dualitäten: zwei Lernorte (Schule und Betrieb), zwei Schulträger (Kommune und Land), zwei Gesetzgeber (Bund und Länder), zwei Sozialpartner (Arbeitgeber und Gewerkschaften), stets je zwei didaktische Prinzipien (Lehrgang und Produktion, Fachtheorie und Fachpraxis, berufliche und allgemeine Lerninhalte).

Der Prozess der Technisierung, er schließt Digitalisierung ein, greift nun von der sich verändernden Produktionsstruktur aus auf diesen Bildungsbereich über. Er muss neu geordnet werden, was durch eine Neuordnung der Ausbildungsberufe, ihrer Bezeichnungen, Berufsbilder, Prüfungsvorschriften und zeitlichen Ausbildungsgliederung geschieht.
Es gehört zur gesicherten Auffassung, dass Jugendliche in der Ausbildung etwas über Datensysteme, Codierungen, Mikroelektronik, Steuerungs- und Regelungstechnik, Sensortechnik, Robotertechnik etc. lernen müssen. Curricular gedacht, handelt es sich hierbei jedoch um nichts Weltbewegendes. Zwar müssen Lehr- und Ausbildungspläne revidiert und Übergangsfristen eingerichtet werden. Unter Umständen sind die Ausbilderinnen/Ausbilder und Lehrerinnen/Lehrer nachzuschulen. Aber eine umfassende Neuordnung der Berufe allein der geänderten fachlichen Inhalte wegen ist nicht plausibel. Jede Juristin/jeder Jurist, jede Ärztin/jeder Arzt, so lässt sich zeigen, muss sich mit den laufenden Novellierungen von Gesetzen oder der Wirksamkeit neuer Medikamente direkt auseinandersetzen können, ohne dass zugleich das gesamte Ausbildungssystem davon betroffen wäre. Der systembezogene Zusammenhang von Technisierung und beruflicher Erstausbildung als Neuordnung muss demnach einen anderen, zumindest weiteren Bezugspunkt haben als den der neuen Lerninhalte. Er liegt in den veränderten Produktions- und Reproduktionsbedingungen sowie deren Strukturen - also Arbeit - selbst.

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